Sallaberger, Johann:
Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg : (1468 - 1540) ; Staatsmann und Kirchenfürst im Zeitalter von Renaissance, Reformation und Bauernkriegen /
Salzburg ; München : Pustet, 1997. - 544 S. : Ill.
ISBN 3-7025-0353-6
PAGE 296 Cardinal Lang goes to Nuremberg
Diese Gesandtschaft erhielt eine Instruktion für ihre Verhandlungen mit den übrigen Bischöfen der Salzburger Kirchenprovinz in Nürnberg mit auf den Weg. Auffällig ist, daß der energische Dr. Ägidius Rem nicht dieser Gesandtschaft angehörte. Dies hatteseinen Grund darin, daß Dr. Rem zu diesem Zeitpunkt in Rom weilte, um dem neuen Papst Clernens VII. zu seiner Wahl zu gratulieren, die übliche Obödienzleistung zu vollziehen und zugleich für Kardinal Lang "ettlich sonder sachen zu solicitiern". Auch Bischof Berthold Fürstinger blieb in Salzburg.
(This legation received an instruction for its negotiations in Nuernberg. It is remarkable that the energetic Dr. Rem did not belong to this legation. The reason is that Dr. Rem stayed in Rome to carry out an order to congratulate to the new Pope Clemens VII. … and at the same time be an intermediary for Cardinal Lang. Bishop Berthold Fuerstinger remained in Salzburg.)
Page 297 Rem in Rome
Während in Nürnberg die Vorberatungen zum Dritten Reichstag stattfanden, unterrichtete in Rom Dr. Rem den Papst persönlich von der Lage in Salzburg. Es scheint ihm gelungen zu sein, den Papst mit Erfolg auf den Ernst der Lage hingewiesen zu haben, wie wir aus dem erwähnten Breve vom 25. Februar 1524 erkennen können, mit dem der Papst Lang die Reise zum Nürnberger Reichstag erließ. Unter demselben Datum unterrichtete der Papst aber auch Kardinal Lang von seinem Motu proprio, daß der Kardinal wegen der aufkeimenden und von Tag zu Tag in Teilen Deutschlands stärker werdenden "verderblichen Irrlehre Luthers" (". ..suppululante et latius in dies serpente in partibus Germanie perniciosa lutherana heresis") in seinen Landen bleiben könne und seiner ihm als Kardinal normalerweise auferlegten Residenzpflicht in Rom nicht Genüge zu tun brauche. Die Residenzpflicht in Rom werde ihm auf Lebensdauer erlassen. Wenige Tage später erteilte der Papst dem Salzburger Kirchenfürsten auch das Privileg, alle seine Pfründen behalten zu dürfen, auch die bischöflichen von Gurk (das Lang bereits abgetreten hatte!) und Cartagena. Auch die Privilegien der römischen Kardinäle im Hinblick auf ihre sogenannte Farnilia, d. h. ihren nächsten Umkreis, sollten Lang so zustehen, wie wenn er an der Kurie leben würde; er durfte daher auch zwölf Personen für besondere "gratiae expectativae" in Rom nominieren; denn seine Anwesenheit in Deutschland sei nicht weniger wichtig als in Rom. Schließlich erhielt der Kardinal auch das Recht, über sein Vermögen testamentarisch frei zu verfügen. Überdies wurde ihm das Regreßrecht bezüglich der Dompropsteien Augsburg und Konstanz bestätigt.
(While the Vorberatungen took place in Nuernberg, Dr. Rem informed the Pope personally about the situation in Salzburg. He seems to have succeeded in the Pope as we can recognize from the 1524 Breve from 25 February, with whom the Pope long the journey to the Nuernberger realm day issued. Under the same date, the Pope informed Cardinal Lang that the cardinal could remain because of the budding "perishable erring teachings of Luther" ("...suppululante et latius into this serpente in partibus Germanie perniciosa lutherana heresis"), being felt more strongly in parts of Germany. Normally the pope imposed on a cardinal residence obligation in Rome. Few days later the Pope gave to the Cardinal Lang the privilege to keep all his Pfruenden and bischoeflichen from Gurk and Cartagena. Also the privileges of the Roman cardinals regarding their so-called Farnilia, i.e. their next periphery, should be entitled to Cardinal Lang in such a way as if the lived in the Kurie; he was allowed to nominate therefore twelve persons for special "gratiae expectativae" in Rome. ….)
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Während der Papst diese für den Salzburger Kardinal sehr wertvollen Schriftstücke ausstellen ließ, weilte Langs Gesandter Dr. Rem noch in der Ewigen Stadt, wie wir aus einer Äußerung des Passauer Domherrn Dr. Stephan Rosinus wissen, der damals gerade im Auftrag Herzog Ernsts Rom aufsuchte. Erst nach dem 7. Apri1 1524, also nach den Osterfeiertagen, brach Dr. Rem wieder Richtung Norden auf, ausgerüstet auch noch mit einem päpstlichen Belobigungsschreiben, in dem der Papst Rems Eifer und Klugheit hervorhebt. Rem muß als "Sollicitator" seines Herrn mindestens ein halbes Jahr in der Ewigen Stadt zugebracht haben27.
(The Pope thought these documents very valuable. Lang's envoy Dr. Rem still stayed in the eternal city, as we know from an expression of the Passau cathedral Domherrn Dr. Stephan Rosinus, who visited at that time. Only after 7 Apri1 1524, thus after the Osterfeiertagen, did Dr. Rem again travel north, equipped with a papal commendation letter, in which the Pope emphasizes Rem's eagerness and intelligence. Rem must have been at least a half year in the eternal city.)
Dr. Rem brachte für Kardinal Lang aus Rom aber auch noch ein weiteres wichtiges Privileg mit: Nach dem Kirchenrecht stand dem Papst in den sogenannten päpstlichen Monaten, also den ungeraden Monaten, das Recht zu, Kanonikate des Salzburger Domkapitels zu besetzen. Dieses Recht trat Papst Clemens VII. nunmehr in einer Bulle vom 2. April 1524 dem Kardinal auf dessen Lebenszeit ab, so daß dadurch Lang erhöhten Einfluß auf das Domkapitel erlangen konnte. Wenn der Papst dennoch während Langs Lebenszeit Salzburger Kanonikate vergäbe, so wären diese päpstlichen Reservationen ungültig.
(Dr. Rem brought from Rome still another important privilege for Cardinal Lang: After the church right in the so-called papal months (the odd months), the Pope was entitled to occupy Kanonikate of the Salzburger of Cathedral Chapter. This right of Pope Clemens VII went to the Cardinal in a bull from 2 April 1524, so that thereby Lang could attain increased influence in the cathedral chapter. If the Pope reassigned these rights during Lang's lifetime Salzburger Kanonikate, then these papal reservations would be invalid.)