Sallaberger, Johann:

Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg : (1468 - 1540) ; Staatsmann und Kirchenfürst im Zeitalter von Renaissance, Reformation und Bauernkriegen /

Salzburg ; München : Pustet, 1997. - 544 S. : Ill.

ISBN 3-7025-0353-6

Pages 255 to 259

B) DER MÜHLDORFER REFORMKONVENT 1522

The early two paragraphs discuss how the bishop and dukes decide to meet for the conference in Mühldorf.

Die Vorbereitung der geplanten Tagung in Mühldorf fieloffensichtlich Dr. Rem zu. Eine äußerst umfangreiche Denkschrift, in der so ziemlich alle kirchlichen Problempunkte jener Zeit aufgelistet wurden, dürfte sein Werk gewesen sein; sie sollte als Grundlage für eine baldige Provinzialsynode dienen und war in zwei große Kapitel gegliedert: in ein erstes über kirchliche Reformmaßnahmen und in ein zweites Kapitel über die Abstellung der Übergriffe weltlicher Obrigkeiten in die kirchliche Sphärel2.

(The preparation of the planned conference in Muehldorf fell to Dr. Rem. An extremely extensive memorandum, in which all church problems were listed was needed; it w as the basis for the meeting and was arranged into two large chapters: the first on church reform measures and a second chapter concerning the encroachments of lay authorities into the church's sphere.)

Neben dieser Denkschrift konnte für den geplanten Mühldorfer Reformkonvent auch ein weiteres Dokument herangezogen werden, das in diesen Tagen ebenfalls von Dr. Rem verfaßt wurde: die Verordnung Kardinal Langs an den Diözesanklerus über die Reform der klerikalen Disziplin, als deren Entstehungszeit Ende März 1522 anzusehen ist.

(A further document was to be consulted for the planned Muehldorfer, it was also written by Dr. Rem: Cardinal Lang's regulation on the reform of the church. Its time of origin is to be regarded at the end of March 1522.)

Ausgangspunkt für die Salzburger Diözesanverordnung war die Provinzialsynode vom 17. März 1512, die eine Visitation aller Diözesen der salzburgischen Kirchenprovinz innerhalb von sechs Monaten vorgesehen hatte, was aber bisher nicht geschehen war. Auch jetzt könne eine Visitation einstweilen noch nicht vorgenommen werden. Um aber Mißstände zu vermeiden, würden einstweilen folgende Bestimmungen eingeschärft:

(The starting point for the Salzburg Diocese Ordinance was the Provincial synod from 17 March 1512, which had planned an inspection of all Dioceses of the Salzburg church within six months that had however so far not happened. An inspection could not be made yet. But the following regulations were sharpened:)

I. Den Priestern werde ihre Pflicht zur Verrichtung der vorgeschriebenen Messen und des Stundengebetes in Erinnerung gerufen.

(The priests must perform the prescribed masses and the hourly prayers.)

2. Niemand dürfe ohne Erlaubnis und vorherige Überprüfung durch den Bischof predigen. Die Prediger mögen sich an das Evangelium und die von der Kirche approbierten Kirchenlehrer halten, nicht an verurteiltes Schrifttum (gegen Luther!).

(Nobody may preach without permission and previous examination by the bishop. The preacher must adhere to the gospel and the church teachers approved by the church, and not use condemned bibliography (Luther!).)

3. Verpflichtung zur Priesterkleidung und Tonsur!

(Priest must be properly dressed and hair properly cut!)

4. Die Priester dürfen keinen anstößigen Lebenswandel führen, kein Wirtshaus besuchen, weder betrunken sein noch dem Würfelspielobliegen sowie keine Handelsgeschäfte oder einen Weinausschank betreiben.

(The priests may not lead a dissolute life, no tavern visits, neither drunkenness nor gambling, nor commercial transactions, nor operating a wine bar.)

5. Die Forderung übermäßig hoher Stolgebühren ist ebenso verboten wie die Forderung zu hoher Absentgelder.

(The priest cannot demand excessively high Stolgebuehren nor demand too high of Absentgelder.)

6. Verbot des Konkubinates.

(The priest may not keep concubines.)

7. Die Ausübung der Seelsorge ist nur mit Wissen und Billigung des Bischofs gestattet. Es ist auf einen guten Zustand des Pfarrgebäudes zu achten.

(The practice of the Seelsorge is permitted only with knowledge and approval of the bishop. The church buildings must be kept in good condition.)

8. Almosensammler und Mendikanten sowie fremde Priester bedürfen für ihre seelsorgliche Tätigkeit stets der Erlaubnis des Bischofs.

(Alms collecting boxes and Mendikanten as well as the presence of a strange priest always require the permission of the bishop for their seelsorgliche activity.)

9. Für jenen Schrein, in dem die für die Kirchenfabrik bestimmten Gelder verwahrt würden, sollten sowohl die beiden Zechpröpste als auch der Pfarrer je einen Schlüssel erhalten.

(For places in which the funds intended for the church are kept, both the two Zechproepste and the minister should receive one key each.)

10. Dies alles werde unter der Strafe der Exkommunikation anbefohlen.

(All of this is required under the punishment of the Excommunication.)

Die von Dr. Rem entworfene Diözesanverordnung 1522 läßt ihre Vorlage klar erkennen: nämlich die Bestimmungen der Salzburger Provinzialsynode, die am 19. Oktober 1490 in Mühldorf am Inn beendet wurde. Deren Bestimmungen wurden lediglich erneuert, zum Teil sogar genau nach dem Wortlaut und in der Reihenfolge der Synode von 1490. Lediglich die Punkte 1 und 2 fehlen in der Vorlage von 1490, der Hinweis der Salzburger Diözesanverordnung 1522 auf die "approbierten" Lehrer ist nur zu deutlich auf das lutherische Schrifttum gemünzt!

(The ordinances sketched by Dr. Rem in 1522 show its sources clearly: the regulations of the Salzburg Provincial synod, which ended on 19 October 1490 in Muehldorf. The regulations only renewed, partially and often exactly after the wording and in the order of the Synod of 1490. Only points 1 and 2 are missing in the main document of 1490, which reference of the Salzburg Diocese ordinances applied to clerics in 1522 are only too clearly on the Luther's list directed!)

Dr. Rem, der bei der Vorbereitung des Mühldorfer Reformkonvents 1522 vor allem die nicht ausgeführten Bestimmungen der Provinzialsynode 1512 vor Augen hatte, dachte daher auch an die 1512 beschlossene und nicht ausgeführte Visitation. So entwarf er auch gleich eine "Instructio" für eine allfällige Visitation der Diözese. Die mit der Visitation zu beauftragenden Visitatoren sollten als erstes die Archidiakone bezüglich ihrer Lebensführung und Pflichterfüllung genauestens überprüfen; daran sollte sich die Visitation der Pfarrgeistlichen anschließen. Bei kleineren Vergehen sollten Verweise erfolgen, bei größeren Verstößen sollten die Delinquenten nach Salzburg überstellt werden. Offensichtlich fand dieser Entwurfvorerst wenig Gefallen, denn es existiert noch ein zweiter Entwurf einer ,Jnstructio" für die geplante Visitation, der wohl ebenfalls aus dem Jahre 1522 stammt.

(The regulations of the 1490 and the 1512 Provincial synods were not implemented prior to the Muehldorfer reform convention of 1522. Thus Dr. Rem sketched an "Instructio" for an inspection of the Dioceses. The inspection was assigned to a visitor from the Archdiocese who should examine concerning the priestly activities and performance of duties; the inspection of the church buildings should follow. Smaller offenses could be handled locally and larger offences should be transferred to Salzburg. There is a second draft that exists; another "Instructio " for the planned inspection, probably from the year 1522.)

Angesichts der vielen exemten Klöster in der Erzdiözese verfaßte Dr. Rem schließlich auch noch eine Eingabe an den Papst, auch diese exemten Niederlassungen visitieren zu dürfen; die Undurchführbarkeit einer rein kirchlichen Visitation war ihm damals wohl noch nicht bewußt.

(In view of the many exempted monasteries in the Archdioceses, wrote Dr. Rem, still another input to the Pope is to be allowed to visit also these exempted places; the impracticability of a purely church inspection was probably not yet clear to him.)

Anfang März 1522 schrieb Kardinal Lang schließlich den den bayerischen Gesandten zugesagten Reformkonvent für den 25. bis 30. März 1522 nach Mühldorf am Inn aus. Über den Verlauf desselben sind wir verhältnismäßig gut unterrichtet, wiederum durch bayerische Quellen. Doch vor dem Reformkonvent hatten die bayerischen Herzoge bereits unter dem Datum des Aschermittwoch (5. März) 1522 ein Religionsmandat erlassen, in dem sie ihren Untertanen verboten, die durch päpstliche Bulle und kaiserliches Edikt verworfenen Lehren Martin Luthers und seiner Anhänger anzunehmen und zu disputieren. Es war das erste einer langen Reihe bayerischer Religionsmandate und erschien wohl noch vor der von Dr. Rem verfaßten Salzburger Diözesanverordnung, die den bayerischen Unterhändlern zuvor vorgewiesen worden war und erst im Laufe des März publiziert wurde.

(At the beginning of March 1522 Cardinal Lang finally wrote the Bavarian envoy assuring him of reform convention from 25 until 30 March 1522 in Muehldorf at the Inn. About the process of the convention we are relatively well informed, again by Bavarian sources. But before the reform convention the Bavarian dukes had to accept by Ash Wednesday (5 March) 1522 a religion mandate in which they forbade to their subjects the teachings Martin Luther and his followers which had been rejected by papal bull and imperial edict. It was first of a large number of Bavarian religious mandates and probably appeared before the Salzburg Diocese ordinances written by Dr. Rem, which had been shown to the Bavarian negotiators and in March published.)

Eine weitere Unterlage für den Mühldorfer Reformkonvent bildete ein Gutachten über Fragen der beabsichtigten Reform, dessen Autor wir leider nicht kennen. Es behandelte vier Fragenkreise. Die erste Frage bezog sich auf eine Reform des Klerus. Zu diesem Zweck sollte die Salzburger Diözesanverordnung im März 1522 auch in den übrigen Diözesen der Salzburger Kirchenprovinz publiziert und anschließend eine Visitation gemäß den Beschlüssen der Provinzialsynode von 1512 abgehalten werden. Weiters schlug der ungenannte Verfasser vor, für kirchliche Verrichtungen kein Entgelt zu verlangen (!) und so den alten Klagen gegen den Klerus die Berechtigung zu nehmen. Bezüglich der Übergriffe gegen die Freiheit der Kirche solle man die geplante Visitation abwarten. Besonders interessant ist aber die Anregung hinsichtlich des Verhaltens gegenüber der "lutherischen Sekte" ("secta lutherana"): Besser als die Bekärnpfung durch öffentliches Beachten und ein allgemeines Verbot, das das Volk eher aufbringen als beruhigen würde, sei die Arbeit im stillen; man solle vor allem auf den Druck und Verkauf neuer Bücher und Schriften und auf deren Überprüfung achten. In diesem Gutachten vom April 1522 glaubte der Verfasser noch, daß auf diese Weise "diese Sekte eher untergehen würde" (!).

(A further document for the Muehldorf reform convention formed an appraisal of the intended reform, whose author we unfortunately do not know. It treated four questions. The first question referred to a reform of the clerics. For this purpose the Salzburg Dioceses ordinances should be published in March 1522, also in the remaining Dioceses of the Salzburg church province these should be published. Afterwards there should be an inspection in accordance with the resolutions of the Provincial synod from 1512. Further the anonymous author suggested requiring and taking up the old complaints that the clerics should perform rites with no payment. Concerning the encroachments against the liberty of the church, one is to wait for the planned inspection. Particularly interesting however the suggestion is regarding the behavior in opposition to the "Lutheran sect" ("secta lutherana"): As the Bekaernpfung (?) by public attention and a general prohibition, which apply until the people calm down, the work is better done quietly; one is to pay attention particularly the pressure and sales of new books and writings and to their examination. In this appraisal from April 1522 the author believed still that in this way "these sects would go down".)

Am Schluß dieses Gutachtens machte der ungenannte Verfasser den Vorschlag, in jeder Stadt und jedem gröBeren Ort (Sühne )-Prozessionen abzuhalten. Dementsprechend wurde auch gleich eine Prozessionsordnung für Stadt und Land entworfen, und schon am 7. Mai 1522 befahl der Salzburger Domdekan Andreas von Trauttmansdorff allen Priestern in der Stadt Salzburg sowie in den Vororten Mülln und Nonntal, am kommenden Freitag (9. Mai 1522) morgens beim Klang der Glocken in geistlicher Kleidung (mit Superpelliz) an der Sühneprozession vom Dom zur Marienkirche in Mülln (bei Regen in die Stadtpfarrkirche) "pro peccatis et felici statu universalis j ecclesiae" teilzunehmen. Eine Nichtteilnahme würde als Widersetzlichkeit geahndet werden.

(At the conclusion of this appraisal the anonymous author made this suggestion, in each city and each village hold a Procession. Accordingly a procession order for city and country was sketched, and on the morning on 7 May 1522 the Salzburg Dominican Andreas von Trauttmansdorff already instructed all priests in the city Salzburg as well as in the suburbs to participate on coming Friday (9 May 1522) with the sound of the bells in religious clothes from the cathedral to the Mary's church in Muelln "per peccatis et felici statu universalis j ecclesiae". Nonparticipation would be punished as recalcitrance.)

Am 26. Mai 1522, einem Montag, begann schließlich die Reformsynode in Mühldorf. Kardinal Lang nahm daran persönlich teil, wobei er noch den Titel eines Bischofs von Gurk führte, da es erst seit dem 11. März 1523 mit Girolamo Balbi einen neuen Gurker Bischof gab. Zugegen waren ferner der Freisinger Bischof Pfalzgraf Philipp, der Administrator von Passau Herzog : Ernst von Bayern sowie Bischof Berthold Fürstinger von Chiemsee. Als salzburgische Räte waren Domdekan Trauttmansdorff, Domherr Balthasar von Lamberg sowie Dr. Rem und Dr. Ribeisen nach Mühldorf gekommen. In einem kleinen und einem großen Ausschuß berieten die Bischöfe und ihre Räte eine ganze Woche lang, wobei Dr. Ribeisen als "Schriftführer" fungierte. Auch hier dürfte Dr. Rem eine Schlüsselstellung zugefallen sein, durfte er doch die Eröffnungsansprache am Montag, den 26. Mai 1522, halten, deren Wortlaut noch erhalten ist und die Dr. Rem als einen überaus gewandten, humanistisch geschulten Redner verrät. Als Frucht der einwöchigen Beratungen gingen zwei Schriftstücke hervor, die beide mit dem 31. Mai 1522 datiert sind: der Rezeß als bindender Vertrag für alle Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz, und ein Reformmandat, das an den Klerus der Kirchenprovinz versandt werden sollte.

(On Monday 26 May 1522, the Reform synod in Muehldorf finally began. Cardinal Lang participated personally as he still had the title of a Bishop of Gurk, since there was a new bishop Girolamo Balbi only since 11 March 1523. Present were the Freisinger Bishop Pfalzgraf Philipp, the administrator of Passau: Ernst von Bayern as well as Bishop Berthold Fuerstinger of Chiemsee. From Salzburg Dominican Trauttmansdorff, Domherr Balthasar von Lamberg as well as Dr. Rem and Dr. Ribeisen had come to Muehldorf. In a small and a large committee the bishops advised a whole week long, whereby Dr. Ribeisen functioned as a "secretary". Dr. Rem was given a key position, he was allowed to give the opening speech on Monday,26 May 1522. As fruit of the one-week consultation two documents came out, both of which are dated 31 May 1522: the Rezess is binding contract for all bishops of the Salzburg church province, and a reform mandate that should be dispatched to the clerics of the church province.)

An Schlußrezeß wurde die Erstellung des Reformmandats beschlossen ebenso wie eine künftige Visitation der ganzen Kirchenprovinz, die innerhalb der nächsten drei Monate, beginnend in Bayern, stattfinden sollte. Es wurde bereits erwähnt, daß deshalb damals eine "Instructio" für die geplante Visitation von Dr. Rem verfaßt wurde.

(At the end of the Rezess, the reform mandate called for a future inspection of the whole church province, which should take place within the next three months, beginning in Bavaria. It was already mentioned that an "Instructio" was written therefore at that time for the planned inspection of Dr. Rem.)

Ein eigener Punkt des Rezesses behandelte auch das Problem jener Prediger, die von der Kirche verworfene Lehren verbreiteten. Damit waren wohl die "Lutheraner" gemeint. Diese seien - auch mit Hilfe des weltlichen Armes -gefangenzusetzen und zur Untersuchung den Bischöfen zu übergeben. Bei nachweislichen Irrtümern seien sie zum Widerruf oder Abschwören zu bewegen. Im Weigerungsfall seien sie ihrer Pfründen und Ämter zu entheben und unter der Strafe der Degradation dem weltlichen Arm zur Bestrafung zu übergeben.

(The Rezesses treated also the problem of those preachers who spread rejected theories of the church. Thus probably the "Lutherans" were meant. These are - also with the help of the lay arm imprisoned and handed over to the bishops for investigation. With provable mistakes they are to be induced to the revocation or swearing off. In case of refusal are to be relieved it their duties and offices and be handed over under the punishment of the degradation for punishment.)

Die Teilnehmer des Mühldorfer Reformkonvents waren sich allerdings einer Schwäche ihrer Übereinkunft bewußt: Diese war ohne Beiziehung der Habsburger erfolgt, weshalb eigene Gesandte zu ihnen geschickt werden sollten. Abschließend wurde auch festgelegt, daß in allen Städten der salzburgischen Kirchenprovinz Sühneprozessionen abgehalten werden sollten.

(The participants of the Muehldorfer of reform convention were conscious of weakness of their agreement: This had taken place without drawing the Habsburgs, whose own envoys should have been sent. Finally it was also specified that in all cities of the Salzburg church province processions should be held.)

Das zweite unmittelbare Ergebnis des Mühldorfer Reformkonvents war das Reformmandat vom 31. Mai 1522, das ebenfalls für die gesamte salzburgische Kirchenprovinz Geltung haben sollte. Das für den Klerus bestimmte Mandat wurde in lateinischer Sprache erlassen. Es bezog sich auf die Bestimmung der Provinzialsynode von 1512 bezüglich der salzburgischen Diözesanverordnung Langs vom März 1522, deren Bestimmungen -diesmal allerdings für die gesamte Kirchenprovinz verpflichtend -wiederholt werden. Neu aufgenommen wurden lediglich die Verpflichtung, daß vor der Erteilung der höheren Weihen bzw. vor der Zulassung zur Seelsorge die betreffenden Bewerber zu examinieren seien, sowie auch das strikte Verbot, Übertretungen von kirchlichen Vorschriften gegen Annahme einer Geldstrafe zu tolerieren. Auch wurde nunmehr, was bei der Diözesanverordnung vom März 1522 noch nicht der Fall gewesen war, eine baldigstmögliche Visitation angekündigt, wie sie im Rezeß desselben Tages vereinbart worden war.

(The second direct result of the Muehldorf reform convention was the reform mandate of 31 May 1522, which should have validity for the entire Salzburg church province. The mandate intended for the clerics was issued in Latin. It referred to the determination of the Provincial synod to enforce Lang's Salzburg Dioceses ordinances from the March 1522, whose regulations are repeated this time for the entire church province. Again there was the obligation that before the higher consecration and/or before the permission to the Seelsorge, the applicants concerned were to be examined, as well as the strict prohibition against acceptance of a fine. Also now, which with the Dioceses ordinances from March 1522 yet the case had not been, a baldigstmoegliche (?) inspection was announced, how it had been agreed upon in the Rezess of the same daily.)

Es kann überhaupt keinem Zweifel unterliegen, daß damals ernstlich an die Durchführung einer kirchlichen Visitation gedacht wurde, die allerdings offensichtlich nur in Bayern stattfinden sollte. Deshalb trat die Mühldorfer Synode noch von Mühldorf aus an die Herzoge mit der Bitte heran, die geplante Visitation nach Kräften zu unterstützen. Am 9. Juli sandte Kardinal Lang dem bayerischen Kanzler Dr. Augustin Lösch sechzehn gedruckte Mandate, wobei er ebenfalls um Unterstützung bei der geplanten Visitation des Klerus in Bayern bat.

(The Muehldorfer reform mandate was valid for the entire Salzburger church province was delayed because of the large number of necessary copies needed. However Cardinal Lang let 1000 copies of this Muehldorf reform mandate get to the Regensburg diocese administrator Pfalzgraf Johann according to letters from 3 July 1522, together with the process ion order.)

Die Vorstellung, daß die geplante Visitation in Bayern und in Österreich innerhalb der drei Monate, wie in Mühldorf beschlossen, durchgeführt werden könne, erwies sich freilich als illusorisch. Doch kann hier darauf nicht näher eingegangen werden40. Ob Kardinal Lang, dem die Schwierigkeiten einer Visitation in Bayern oder in den habsburgischen Ländern wohl klar sein mußten, damals eventuell daran gedacht hat, eine Visitation nur im Bereich seines eigenen weltlichen Herrschaftsgebietes, also im Erzstift Salzburg, abzuhalten, läßt sich aus den Quellen nicht ermitteln; doch ist aufgrund des Schweigens der Quellen diese Frage eher zu verneinen.

(The conception that the planned inspection could be accomplished in Bavaria and in Austria within the three months, as in Muehldorf decided, proved illusory. But cannot be discussed here in greater detail. Whether Cardinal Lang, who had to be clear on the difficulties of an inspection in Bavaria or in the Hapsburg countries, held an inspection within his own rule cannot be determined from the sources; but this question has to be answered in the negative rather due to the silence of the sources.)